Nachruf Erhard Swoboda
Sportakrobaten trauern um Erhard Swoboda
Bayerns Sportakrobatik ist um eine herausragende Persönlichkeit ärmer geworden. Im Alter von nur 63 Jahren erlag Erhard Swoboda jun. einem Krebsleiden. Er hatte sein Leben der Sportakrobatik verschrieben. In jungen Jahren selbst aktiver Leistungssportler, der mit seinen Kameraden Johann Binapfl und Sepp Heim mehrere deutsche Meistertitel gewann, war er auch nach seiner aktiven Laufbahn von ganzem Herzen Sportakrobat: Als Trainer, Kampfrichter und Funktionär war er sehr geschätzt und geachtet für seine Offenheit, Disziplin, Gerechtigkeit und vor allem für sein Engagement, mit dem er stets bei der Sache war.
In seinem Heimatverein SAV Augsburg-Hochzoll sichtete und förderte er viele Talente, die der bayerischen Sportakrobatik große Erfolge bescherten. So zum Beispiel das Herrenpaar Robert Jilg und Alexander Graßmann, das auf nationalen und internationalen Turnieren Titel und Medaillen für Augsburg holte. Seine Schützlinge waren auch Sabine Swoboda, Dunja Löschnigg und Tatjana Zahel, die auf der Weltmeisterschaft 1990 als Damengruppe eine Bronzemedaille gewinnen konnten. Dank Erhard Swoboda war Augsburg in den 80ern eine Hochburg der deutschen Sportakrobatik.
Im Bayerischen Sportakrobatik Verband, dessen erster Präsident sein Vater Erhard Swoboda sen. war und dem auch er selbst als Gründungsmitglied auf die Füße half, führte er als Landestrainer 25 Jahre lang die bayerische Mannschaft zu vielen Erfolgen bei Mannschafts- meisterschaften und Vergleichskämpfen. Ebenso fungierte er für Bayerns Sportakrobaten als Jugendleiter, später als Vizepräsident und Kampfrichterobmann. Erst im Jahr 2003 musste er sich aus gesundheitlichen Gründen von seinen Ämtern zurückziehen.
Im Deutschen Sportakrobatikbund machte sich Erhard Swoboda als Bundesjugendleiter verdient und hatte neun Jahre lang das Amt des Bundessportwarts inne. Im internationalen technischen Komitee der IFSA (Internationale Föderation der Sportakrobatik) bemühte er sich unermüdlich um die Sportakrobatik, die er nur zu gerne als olympische Disziplin gesehen hätte. Als einer der wenigen deutschen Kampfrichter mit internationaler Lizenz vertrat er den Deutschen Sportakrobatikbund auf Weltmeisterschaften, Weltcups und Europameisterschaften, wie z.B. 1982 in London oder 1983 in Peking. Auch bei der Europameisterschaft 1985, die er zusammen mit Johann Binapfl in seine Heimatstadt Augsburg holte, war er als Kampfrichter tätig. Als solcher stand er immer für absolute Gerechtigkeit.
Seine wohl größte Herausforderung war die Ausrichtung der Weltmeisterschaft 1990 ebenfalls in Augsburg, bei der er für die technische Organisation verantwortlich war. Die Teilnehmer aus sechzehn Nationen sollten damals vier Tage lang Augsburg zum Nabel der Sportakrobatikwelt machen. Diese enormen organisatorischen Aufgaben konnten Erhard Swoboda und seine Helfer nur dank seines Erfahrungsschatzes und seines großen Engagements souverän meistern; sie brachten damit ein Großereignis der bayerischen Sportakrobatikgeschichte erfolgreich über die Bühne.
In den vielen Jahren seiner unermüdlichen Tätigkeit knüpfte Erhard Swoboda eine Vielzahl von Freundschaften auf der ganzen Welt, beispielsweise in Österreich, Bulgarien oder auch im fernen China, die er bis zuletzt pflegte. Für seine herausragenden Leistungen zeichnete der Bayerische Landessportverband Erhard Swoboda letztes Jahr mit der Ehrennadel in Gold mit Kranz aus. Der Bayerische Sportakrobatik Verband verlieh ihm die silberne Ehrennadel. Ebenfalls im letzten Jahr stiftete Erhard Swoboda zu seinem Abschied vom BSAV einen Wanderpokal für die beste bayerische Nachwuchs-Damengruppe. Das Präsidium des Bayerischen Sportakrobatik Verbandes und alle bayerischen Akrobaten werden sich noch lange in Dankbarkeit an Erhard Swoboda erinnern.
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